Nach Thomas Mann: Der Zauberberg, Deutsches Theater, Berlin – Livestream (Regie: Sebastian Hartmann) – eingeladen zum Theatertreffen 2021
Von Sascha Krieger
Stapfen sie durch den (imaginären) Schnee von Thomas Manns dystopischer Alpenlandschaft oder durch die Leere von Raum uns Zeit, die Linda Pöppel zu Beginn mit reichlich Rast- und Ratlosigkeit reflektiert? Eine geisterhafte Seilschaft hat Sebastian Hartmann da unsichtbar zusammengebunden auf fast leerer weißumwandeter Bühne. Hier ist alles Weiß: Die Wände, die Bodysuits (Kostüme: Adriana Braga Peretzki), die Gesichter, die Haare. Nur eine Art Gerüst ragt heraus – ein Ankerpunkt? Ein Galgen? Ein Kran? (Bühne: Hartmann) Es ist eine Art Danach, in dem die Spieler*innen, die Figurenfragmente agieren, aber eines, bei dem es kein Davor gibt. „Ist im Ewigen ein Nacheinander möglich?“, fragt Pöppel dann auch zu Beginn. Lässt sich die Zeit erzählen, will sie wissen, wenn sie denn nicht enden solle. Gleiches gelte für den Raum. Und so gibt es beide hier nicht und natürlich sind sie zugleich vorhanden. Denn dieser Abend spielt in der messbaren Zeit (er dauert genau zwei stunden) und er findet in einem Raum statt, der Bühne des Deutschen Theaters. Die aber eben auch ein Nichtraum ist, geschlossen, von den Zuschauenden nicht physisch betretbar, nur noch virtuell zu erahnen, in der Rezeption individuell zu erschaffen.