Jenseits der Spiegel

Nach Stanisław Lem: Solaris, Deutsches Theater (Box), Berlin (Regie: András Dömötör)

Von Sascha Krieger

Ein mutloser Regisseur ist András Dömötör schon einmal nicht. Stanisław Lems Solaris gehört zu den am meisten verehrten Werken der Science-Fiction-Literatur, Andrej Tarkowskis Verfilmung gilt als einer der besten Filme aller Zeiten. Ein veritables Minenfeld, in das sich der Regisseur begibt, wenn er den Stoff jetzt auf die kleinste der drei Bühnen den Deutschen Theaters befördert. An der Art und weise, wie er das tut, fällt zunächst seine Furchtlosigkeit auf. Er nimmt die Tradition an, in die er sich stellt, scheut Zitat und Anschluss nicht und wirft zugleich jede unangebrachte Ehrfurcht über Bord. Dabei punktet zunächst Sigi Colpes Bühnenbild, eine enge Raumschiffminiatur, die an 2001 erinnert oder auch an Alien, eine saubere, aseptische, aber auch abweisend lebensfeindliche Welt, eng, klaustrophobisch, unentrinnbar. Und so symmetrisch aufgebaut, dass sich linke und recht Hälfte spiegeln, was sofort ins Herz von Lems Romanwelt führt. Denn die drei Raumforscher, die er in einer Raumstation auf einem von einem intelligenten Ozean bedeckten Planeten versammelt, mühen sich an einer Kernaufgabe menschlicher Existenz ab: Wie finden wir Kontakt mit jenen, die wir als anders als uns selbst wahrnehmen, die womöglich andere Wahrnehmungsmuster haben, andere Weltsichten, andere Perspektiven auf das, was wir Leben, Existenz, Universum nennen – zweifellos eine Grundfrage unserer wie aller Zeiten vor und vermutlich auch nach ihr.

Bild: Arno Declair

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