Sibylle Berg: Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden, Maxim Gorki Theater, Berlin (Regie: Sebastian Nübling)
Von Sascha Krieger
Da ist sie nun, ein letztes Mal, die vervierfachte postmoderne Jedefrau, die seit der ersten Spielzeit der aktuellen Gorki-Intendanz diese Bühne heimsucht und sich nun verabschiedet, pünktlich bevor die Theater wohl ein weiteres Mal geschlossen werden und hier die Grabesruhe der Abwesenheit von Kultur, Kunst, Leben herrscht. Auch im vieten Teil von Sibylle Bergs stets von Sebastian Nübling inszenierter Reihe über Frauen, die sich ins Hamsterrad kapitalistischen Funktionieren gedrängt sehen und am Ende ausgesiebt werden, ist das Ende klar: Auch hier geht es in die Stille, ins Verschwinden, ins Nichts. Aber vorher gibt es noch einen „Wumms“, wie die Politik sagen würde, wenn auch vielleicht, nein, ganz sicher nicht in ihrem Sinne. Denn die namenslose Protagonistin der Tetralogie (begonnen mit Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen, weitergeführt in Und dann kam Mirna und Nach uns das All – Das innere Team kennt keine Pause, die stehts vierfach universell auftrit und zugleich als Gruppe die namentlich genannten Freundinnen, Mitleidenden, Mitrepräsentatinnen umfasst, hat sich für keinen leisen Abgang entschieden. Aus der Ausgeschiedenen, unisichtbar Gemachten, Verdrängten, Aussortierten wird eine veritable Terroristin, die samt Sprengsatz eine „Jahresversammlung libertärer Vordenker“ heimsucht und nun, nicht mehr ganz vollständig in einem Krankenhauszimmer auf den Tod wartet.