Aufstieg auf japanisch

Foreign Affairs 2012: Loves’s Whirlpool von Daisuke Miura

Von Sascha Krieger

Fast scheint es, das neue Festival „Foreign Affairs“ sei in thematische Etappen eingeteilt. Wäre das so, könnte man die erste mit „Zwischenmenschliche Beziehungen“ überschreiben. Und so folgt auf Federico Leóns ärgerlich-banalen Liebesreigen jetzt Daisuke Miuras bereits sechs Jahre altes Stück, das zwar Liebe im Titel trägt, sich aber vor allem auf deren körperliche Aspekte konzentriert. In Love’s Whirlpool beobachten wir eine Sexparty, bei der acht Menschen, je vier Frauen und Männer, zusammenkommen, um Sex zu haben, anonym, ohne Verpflichtungen. Wenn sie am nächsten Morgen auseinander gehen, werden sie nicht einmal ihre Namen kennen, das Austauschen von Handynummern ist streng verboten. Der Abend beginnt mit lauter Diskomusik, während derer nacheinander die Gäste eintreffen. Wie von weitem beobachten wir sie, wie sie scheu oder selbstbewusst ihren Platz suchen, sich von den anderen ein Bild zu machen versuchen, mit dem Gastgeber interagieren. Einer kauert verschüchtert und zusammengekrümmt am Boden, ein anderer geht sofort forsch auf die Frauen zu, die meisten jedoch fühlen sich sichtlich unwohl. Mit großer Liebe zum Detail zeichnet Daisuke Miura das Bild einer Gruppe, die nicht Gemeinschaft sein will oder kann und doch irgendwie einen gemeinsamen Nenner finden muss. Es ist dieser Beginn, der erahnen lässt, warum man Miuras Theater oft ein dokumentarisches nennt. Es sind seine Alltagsbeobachtungen, die Miura auf die Bühne bringt, die unsichere Choreografie aufeinander stoßender Fremder in einer Gesellschaft, in der Zurückhaltung, Höflichkeit und strengste Etikette noch immer viel, wenn nicht alles sind.

Love's Wjirlpool Daisuke Miura
Da oben soll es hingehen (Foto: Wakana Hikino)

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