Kay Voges und Ensemble, frei nach Tschechow: ►PLAY: Möwe | Abriss einer Reise, Schauspiel Dortmund (Regie: Kay Voges)
Von Sascha Krieger
Er hat die großen Fragen, die eine zunehmend digitalisierte Wirklichkeit stellt, ins Theater gebracht, sich und es und uns gefragt, wie wir Welt erleben, wahrnehmen, leben, wenn alles zu viel, alles nah, nichts mehr wirklich zu verarbeiten ist. Wenn sich die Bilder ebenso überlagern wie die Informationen, die Welterfahrungen, die Realitäten, virtuelle, „reale“, sonstige. Wenn traditionelles Erzählen mit der Erfahrung der Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat, der Loop das Lineare ersetzt, weil er es „da draußen“ schon längst getan hat. Zehn Jahre lang haben sich Kay Voges, sein Team und Ensemble am Schauspiel Dortmund solchen Fragen gestellt, sie auf die Bühne gezerrt und in ganz einzigartige Erzähl- und Bilderwelten übersetzte, versucht, eine theatrale Sprache zu finden, in der sich über diese Realität(en) sprechen lässt. Und ganz nebenbei das Dortmunder Haus auf die Landkarte des deutschsprachigen Theaters gebracht, auf der es seine Nachfolgerin Julia Wissert hoffentlich belassen wird. Da kann man schon mal Bilanz ziehen, und Voges tut das am einzigen Ort, der ihm dafür sinnvoll erscheint: der großen Bühne (noch) seines Hauses.