Friedrich Schiller: Maria Stuart, Deutsches Theater, Berlin (Regie: Anne Lenk)
Von Sascha Krieger
Natürlich fällt es nicht leicht, diese Inszenierung zu rezensieren, als wäre sie ein ganz „normaler“ Theaterabend. Zum Zeitpunkt ihrer Premiere ist bereits klar, dass auf dieser wie auf allen anderen Bühnen des Landes mindestens vier Wochen lang nichts mehr gehen wird. Nach der dritten Aufführung sind die Lichter aus – wann die Bretter wieder zur Welt werden, lässt sich kaum vorhersehen. Da passt es, dass diese letzten gut zwei Stunden eine Übung in Isolation sind. Judith Oswalds Bühne ist eine Art Setzkasten, bestehend aus Boxen, in denen die Figuren – mit zwei Ausnahmen – stets für sich sind. Sie interagieren getrennt durch Wände, die sie immer wieder berühren, wie sehnend nach der Präsenz einer*s anderen. Doch sie bleiben getrennt, isoliert, gefangen in ihren persönlichen Gefängnissen. Ganz unten ist Maria, die Gefängniszelle eng und undurchdringlich, über ihr, in der größten Box, Elisabeth, die Herrschende, Entscheidende, ebenso isoliert und ausweglos. Um sie herum gruppieren sich die Männer, behende die Boxen wechselnd, was den Frauen nicht vergönnt ist. Wo letztere an ihren Plätzen und in ihren Rollen verharren müssen, dürfen erstere diese wechseln. It’s a man’s world.